Kiesgarten? Trockengarten? Nie mehr wässern?
Stundenlanges Wässern im Garten oder der Anlage geht ins Geld und ist sehr zeitintensiv.
Was also tun, wenn sich die trockenen Perioden im Jahr häufen?
Eine mögliche Lösung könnte die Anlage eines Kiesgartens sein. Dabei werden die besonders durstigen klassischen Beetstauden durch Pflanzen ersetzt, die Trockenperioden einfach besser überstehen können. Es handelt sich dabei um Pflanzen, die auch in ihrer ursprünglichen Heimat trockene Sommer kennen und sich daran angepasst haben. Unsere Tulpen und Krokusse stammen z.B. vom türkischen Hochland und dem Balkan, wo die Winter kalt, die Sommer dagegen heiß und sehr trocken sind. Die Zwiebelgewächse ziehen dann im Sommer ein.
Andere Pflanzen reflektieren durch besondere graue Belaubung die Verdunstung über die Blätter oder speichern in dickfleischigen Blättern und Speicherorganen das Wasser des Frühjahrs.
Kiesgärten sehen sehr attraktiv aus, man glaubt es kaum. Sie müssen sich definitiv nicht hinter einer klassischen englischen Rabatte verstecken.
Dabei entstand die Idee eines Kiesgarten auch in England, in einem Gebiet, das für englischen Verhältnisse ausgesprochen trocken und niederschlagsarm ist (Geröllboden einer Endmoräne). Beth Chatto hatte dort in über 30 Jahren Erfahrungen mit Kiesgärten gesammelt und mit vielen Pflanzen experimentiert, die nur mit dem Wasser auskommen müssen, was gelegentlich vom Himmel kommt. Und es funktioniert! Ihre Gartenanlage ist immer noch weltweit ein Begriff und eine Reise wert.
Was ist eigentlich ein Kiesgarten? Eine Definition
- Kiesgärten verbinden Steppenvegetation mit dem besonderen Charme der Mittelmeerflora
- Sie stehen für naturnahes und modernes Gärtnern, auch zur Schulung der Sinne
- Im Kiesgarten gehen Steine und Pflanzen eine zeitgemäße Verbindung ein, nach dem Vorbild der Natur
- Pflanzen des echten Kiesgartens (Boden mit Kies abgemagert und nicht nur abgedeckt) stammen aus dem Mittelmeerraum, aus Steppen- oder Prärielandschaften
- Die klassische Beetstruktur wird im Kiesgarten aufgehoben und durch Kiesflächen, Pflanzen und Steine und oder Findlinge neu gestaltet
- Kies als Material für Wege und Plätze, aber auch als Oberflächenbelag zwischen den Pflanzen
- Kies speichert Wärme, gibt sie nachts an die Wurzeln ab, fördert das Wachstum
- Ein wenig gezielte Pflege braucht allerdings auch der Kiesgarten : Frühjahrsschnitt per Hand oder Freischneider, Remontierschnitt bei einigen Stauden im Sommer für die Nachblüte, Ausputzen -
wenn nötig, selektiv jäten, Sämlinge im Zaum halten, Mulchdecke aus Kies, Sträucher und Halbsträucher schneiden
Beispiele aus der Praxis
Ich verfolge das Thema schon seit ein paar Jahren und stelle Flächen vor, die erst vor kurzem angelegt wurden.
Kiesgartenanlage am neuen Klinikum Buch, Berlin
Zwischen den Parkplätzen fanden sich mehrere Beete in relativ guten Pflegezustand, wobei ich bei einigen Pflanzen vermute, dass sie sich selbst angesiedelt haben.
Die WOBAU in Bernau hatte für eine kleine Wohnsiedlung (ehem. Eisenbahnersiedlung) eine Traufbepflanzung in Form von Kiesbeeten gestalten lassen.
Kiesbeete an einer Wohnanlage in Bernau,
Frühjahrsaspekte
Kiesbeete an einer Wohnanlage in Bernau,
Herbstaspekte
Material und Anlage
Anlage:
•Bei jedem Garten müssen die Standort- und Bodengegebenheiten berücksichtigt werden: Bodenanalyse oder Hochbeet mit speziellem Substrat.
•Kiesgärten müssen nur wenig gedüngt werden oder gar nicht
•Der Boden dafür sollte tiefgründig gelockert und mit organischem Material versorgt werden
•Ein Kiesgarten wirkt am besten über eine größere Fläche (Vorgarten etc.)
•Empfehlung, die Kiesschicht erst nach der Pflanzung aufzutragen
•Garten am Meer – Schicht aus Muscheln als Mulchdecke
•Im Kiesgarten ist Gesteinsmaterial weniger ein Gestaltungselement, er dient dazu den Boden durchlässig und mager zu machen
•In trockenen Gebieten und Regionen gelingt es leicht, einen Kiesgarten anzulegen
•In niederschlagsreichen Gebieten sind kaum geeignete Bedingungen zu schaffen
•Solche Flächen lieber mit feuchtigkeitsliebenden Stauden bepflanzen, nicht gegen die Natur gärtnern
Materialien: die Kiesauswahl
- Kies ist gewaschenes Material mit rundlichem Korn, keine Ecken
- Splitt ist gebrochenes Material mit scharfen Kanten (2-32mm)
- Schotter ist ebenfalls gebrochenes Material , aber gröber
- Bruchsand hat eine feinere Korngröße (0-5mm)
- Rundliche Kiesel knirschen beim Betreten, kantiger Splitt greift besser ineinander, dadurch ist der Auftritt stabil und geräuscharm
- Kies ist als Bodenbelag im Vergleich zu Pflaster deutlich kostengünstiger
- Regionale , vor Ort vorhandene Kies- und Splittarten verwenden, passen besser zum Umfeld
- Man mischt für den echten Kiesgarten eine Schaufel Kompost /guten Gartenboden mit rund fünf Schaufeln Kies/Splitt-Sand-Gemisch
Pflanzenauswahl
•Auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Stauden und Gräsern achten
•Kontraste zwischen kleinblütigen Stauden und herausragenden großblütigen Stauden oder Zwiebeln (Zierlauch)
Hier nun ein paar "Stars" der Kiesgartenszene:
Pflanzen, die Hitze und Trockenheit tolerieren
•Yucca (Yucca filamentosa)
•Schafgarbe (Achillea)
•Brandkraut (Phlomis)
•Bronzefenchel (Foeniculum vulgare 'Rubrum')
•Wollziest (Stachys byzantina)
•Katzenminze (Nepeta)
•Spornblume (Centhrantus)
•Blauraute (Perovskia)
•Bartblume (Caryopteris)
•Säckelblume (Ceanothus)
•Binsenlilie (Sisyncrium striatum)
•Silberne Eselsdistel (Eryngium)
•Gelbe Färberkamille (Anthemis tinctoria)
•Muskatellersalbei (Salvia sclarea)
Lavendelbeet mit Bärenfellschwingel (Festuca scoparia)
Königskerze
Greiskraut
Eryngium planum 'Blaukappe'
Mauerpfeffer (Sedum acre)
Edeldistel, Eryngium
Anis-Ysop (Agastache anisata)
Kombi Rutenhirse Panicum virgatum 'Rehbraun') + Rote Fetthenne (Sedum 'Purple Emperor')
Salvia, rosablühend (Salvia nemorosa 'Sensation Deep Rose ')
Weinraute (Ruta graveolens)
div. Sedum-Arten
Thymian (Thymus vulgaris u.a.)
Fetthenne (Sedum telephium 'Herbstfreude')
Rosmarin (im Topf wg. Winterhärte, kann mittlerweile auch an geschützten Stellen ausgepflanzt werden)
Lebkuchenbaum (Cercidiphyllum japonicum)
Nachtkerze (Oenothera biennis u.a.)
Goldmohn (Escholtzia)
Dein Einstieg in die Planung:
Überarbeitet 2023